01.08.2013

Sie kommen näher, ohne dir in die Augen zu schauen


Wally Herbert schrieb 1968 Geschichte, als er eine nur mit Hundeschlitten ausgerüstete Expedition von Alaska zum Nordpol leitete: er ist der erste Mensch, der den Nordpol unbestritten zu Fuß erreicht hat. Per Fallschirmabwurf wurde er mit Lebensmitteln versorgt, fuhr dann weiter übers Eis bis Spitzbergen und hatte damit als Erster auf einer Strecke von 6115 Kilometern das arktische Packeis überquert. Im Verlauf von 40 Jahren reiste er 37000 Kilometer weit durch die Polargebiete, kartiere 119149 Quadratkilometer unbekannter arktischer Gebiete und lebte mit seiner Frau und seiner jungen Familie mehrere Jahre bei den Inuit auf Grönland. Ein Gebiet in der Antarktis und ein Berg der Arktis tragen seinen Namen.

Eisbären laufen normalerweise auf allen Vieren. Manchmal stellen sie sich auf die Hinterbeine, wenn sie noch ein Stück entfernt sind, um über die Grate aus verpresstem Eis hinüberzuschauen zu können. Sie sind zum Fürchten, aber sie sind auch sehr schön. Wenn sie ein Stück weit weg sind, dann sind es herrliche Tiere, aber wenn sie näher kommen, werden sie ungeheuer bedrohlich. Mit einem völlig furchtlosen Ausdruck auf ihren Gesichtern schlendern sie einfach auf dich zu. Fast beiläufig werfen sie hin und wieder einen Blick über die Schulter und man könnte meinen, sie seien gar nicht sonderlich interessiert. Aber sie laufen weiter in deine Richtung. Sie kommen näher, ohne dir in die Augen zu schauen; wie zufällig verringern sie dabei den Abstand...
Näher will ich einem Eisbären nicht kommen. Wir beschlossen, dass wir von da an alle Eisbären abschießen würden, die näher als sieben Meter herankämen; aber zuerst versuchten wir natürlich immer, sie in die Flucht zu schlafen. Wir versuchten es mit mehreren Methoden. Einmal gingen wir alle vier mit drei Gewehren auf einen Eisbären zu, machten eine Menge Lärm und schrien. Aber er kam weiter auf uns zu. Weil wir auch auf ihn zugingen, verringerte sich er Abstand natürlich nur umso schneller. Es war lächerlich. Wir hätten wirklich eine andere Richtung einschlagen sollen...

Irgendwie fanden wie es schade, einen Eisbären so liegen zu lassen, selbst wenn wir ihn in Notwehr geschossen hatten. Also zerteilten wir ihn pflichtschuldigst als Hundefutter. Es kostete uns etliche Stunden und war für uns vier sehr harte Arbeit. Die Hunde allerdings brachten von da an die vorbeilaufenden Eisbären mit dem Fleisch in Verbindung und gerieten außer Rand und Band, sobald ein Eisbär in Sicht kam. Sie wurden völlig verrückt und waren kaum noch zu bändigen.

Legendäre Expeditionen - Ferbus Flemming/Annabel Merullo

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