02.01.2013

Warum der Kommunismus scheiterte

Eines muss man vorausschicken - es gab niemals irgendwo bisher einen kommunistischen Staat.
Die Idee des Kommunismus basiert auf der Überlegung von Marx, dass die kapitalistische Gesellschaft irgendwann an ihr Ende gelangt (was bis hierhin auch richtig ist, Marx' Analysen des Kapitalismus sind noch heute gültig) und in eine neue höher entwickelte Gesellschaft übergehen wird. Im Prinzip verlängerte er die bisherigen Entwicklungen von der Urgesellschaft zur höher entwickelten Sklavenhaltergesellschaft mit ihrer Arbeitsteilung, Handel etc, zum wieder höheren Feudalismus zum Kapitalismus - zum Kommunismus. Abgesehen von der Urgesellschaft, die gern als eine Art Urkommunismus verstanden wird, standen sich - laut Marx - immer zwei Hauptklassen feindlich gegenüber, die Sklaven und die Sklavenhalter, die Bauern und der Adel, die Arbeiterklasse und das Bürgertum. Dieser Konflikt konnte am Ende nur dadurch gelöst werden, dass eine der beiden Klassen untergehen würde und zwar diejenige, die die andere ausbeutet. Bis dahin würde sich auch der Kapitalismus immer weiter entwickeln. Hier beging Marx aber möglicherweise einen Fehler, denn wenn man von dieser Klassentheorie ausgeht, dann war es nie eine der beiden Hauptklassen, die den Konflikt löste und somit eine neue Stufe in der Entwicklung erklomm. Oft genug war es eine dritte Kraft, die niemand auf der Rechnung hatte. Also einfacher ausgedrückt, Spartakus schaffte die Sklaverei nicht ab, die Bauernkriege nicht die Feudalgesellschaft. Die Revolutionen, die zum Untergang des Feudalismus führten, waren allesamt bürgerlich, bedingt durch Fortschritte in den Produktionstechniken, die aus dem bis dahin eher unbedeutenden Bürgertum eine der wichtigsten Triebkräfte der Wirtschaft und der Gesellschaft machte. Das aber weitergeführt, ist es eben nicht die Arbeiterklasse, die letztlich den Kapitalismus überwindet, eher sieht es im Moment sogar so aus, als überwinde der Kapitalismus die Arbeiterklasse. Die Idee des Kommunismus geht aber von einer Herrschaft der Arbeiterklasse aus, wörtlich Diktatur des Proletariats. Und daraus ergibt sich, es kann so nicht funktionieren.
Lenin verkürzte seinen Marx nun, er dachte sich, "na wenn wir schon so gut über die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus Bescheid wissen, können wir das Verfahren ja eigentlich auch beschleunigen" und legte damit die Saat der Gewalt.
Die Oktoberrevolution war eine Revolution einer Minderheit gegen eine Mehrheit, eine Arbeiterklasse, die dieses Namens überhaupt würdig war, gab es nur in den wenigen Großstädten. Das heißt, diese Minderheit konnte nur, um sich selbst an der Macht zu halten, auf Gewalt zurückgreifen, nicht zu vergessen, dass mehrere ausländische Mächte in Russland einmarschierten und das Land in einen brutalen Bürgerkrieg trieben. Ein Gewaltregime kann sich aber nicht aus sich selbst heraus demokratisieren, auch wenn man Lenin zugutehalten muss, es vor seinem Tod noch versucht zu haben.
Um also auf deine Frage zurückzukommen, wahrscheinlich sind beide Begründungen richtig, zumindest im großen Maßstab. Im Kleinen, also mit einer eingeschränkten Zahl Beteiligter, ist zumindest eine Art Sozialismus durchaus praktikabel.

Was bei alledem aber heute gern übersehen wird, es gab durchaus demokratisch legitimierte Versuche, in einigen wenigen Ländern einen Sozialismus zu errichten, Spanien in den dreißiger Jahren und Chile bis 1973. Auch diese endeten im Blutbad, in beiden Fällen wurden anschließend zu großen Teilen mit ausländischer Hilfe faschistische Regime installiert. Allerdings könnten die Gründe ausgerechnet darin liegen, dass es in beiden Fällen hätte gelingen können, ausbeutungsfreie Regime ohne Gewalt aufzubauen, was um jeden Preis verhindert werden musste. Denn auch das Kapital wird seine Macht und seine Stellung immer mit Klauen und Messern verteidigen.

von paradox

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