27.02.2012

Chinesisch am Zoo

Während Zoe das Schloss öffnete und Quentin einen halben Schritt schräg vor mir stand, betrachtete ich Zoes Hintern - es hätte einer übermenschlichen Anstrengung bedurft, woanders hinzusehen. Meine Fettpolster mögen ja seit zehn Jahren ein höchst überflüssiges östrogenartiges Hormon produzieren, aber ein bisschen Testosteron kreist doch auch noch in meinem Blut und bestimmt bei Gelegenheit den Fokus meiner Aufmerksamkeit. Als sie sich, immer noch vor dem Rad kauernd, plötzlich umdrehte und mir ins Gesicht sah, glitt mein Blick zwar automatisch mit Überlichtgeschwindigkeit auf das Fahrrad, aber für das sexuelle Sensorium einer Frau ist Überlichtgeschwindigkeit nicht schnell genug. Natürlich hatte sie die Fokusverschiebung mitgekriegt.
"Also", sagte Quentin zu ihr. "Dann sehen wir uns heute Abend."
Sie nickte und ließ sich ein wenig geistesabwesend von ihm küssen. Der Junge musste ja eigentlich bis zum Platzen mit Testosteron angefüllt sein, aber man merkte davon wenig. Während ich noch überlegte, ob für mich nun Wangenkuss oder Händeschütteln angesagt sei, schwang sie sich aufs Rad, was die Seitenschlitze ihres Kleides einen Moment lang weit öffnete, blieb dann mit leicht gespreizten Beinen stehen und sagte zu mir, als sei ihr der Gedanke eben erst gekommen: "War das nur mein Eindruck oder sind in dem Zoo eigentlich nur Tiere, die man essen kann?"

"Der zweitbeste Koch" - Kurt Bracharz

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